Feedback richtig geben

Damit Kommunikation auch in kritischen Phasen gelingt

Feedback bekommen wir ständig. Praktisch jede Antwort, ob verbal oder nonverbal, ist ein Feedback – und das bedeutet im Wortsinn: Rückmeldung oder Rückkopplung. Es liegt an uns, was wir aus einem Feedback machen. Wir betrachten Feedback als Chance zu erkennen, ob das, was wir meinen, vom Empfänger auch so verstanden wird. Bei Abweichungen, die wir aufgrund unserer geschulten Wahrnehmung erkennen, können wir darauf reagieren.

Insbesondere in kritischen Situationen ist es wichtig Feedback richtig geben zu können und auch als Feedbacknehmer die Zeichen richtig zu deuten. Idealerweise dient Feedback dazu, den Feedbacknehmer zu unterstützen, sich bestimmter Prozesse bewusst zu werden und durch das Feedback neue Verhaltens- und Lernimpulse einzuleiten.

NLP-Vorannahmen

Zum Thema Feedback passen einige der NLP- Vorannahmen, mit denen wir uns im Bereich Kommunikation beschäftigen:

  • Die Bedeutung meiner Kommunikation zeigt sich nicht in dem, was ich sage, sondern in der verhaltensmäßigen Reaktion meines Gegenübers.
  • Widerstand ist ein Zeichen für die Inflexibilität des Kommunikators. Erfolgreiche Kommunikatoren akzeptieren und nutzen jedes angebotene Verhalten ihres Partners.
  • Es gibt keine Fehler in der Kommunikation, nur Resultate bzw. Feedback.
  • Die Person mit der größten Flexibilität kontrolliert die Situation.
  • Es gibt keinen Ersatz für saubere, offene Sinneskanäle.

Der Anteil der nonverbalen Kommunikation beträgt ca. 93 %. Ca. 7% betreffen die tatsächlichen Worte, ca. 38 % die Tonalität und ca. 55 % Gestik und Mimik (nach Alfred Mehrabian, 1971). Okay, die Zahlen kann man durchaus anzweifeln. Aber unabhängig davon, wird und doch nochmals bewusst, wie enorm wichtig Tonlage, Gestik und Mimik sind. „Sprich nicht in diesem Ton mit mir!“, „Dein verächtlicher Blick macht mich krank“, „Fuchtel nicht so aggressiv mit deinen Händen vor meinem Gesicht herum“. Kein Mensch kann sich dieser Wirkungen entziehen. Lernen wir also, wie es besser geht.

Regeln für den Feedbackgeber

1. Nenne zuerst positive und danach negative Punkte. Was war gut? Was kann man besser machen?

2. Formuliere Deine Wahrnehmung als Ich-Botschaft. Ich habe wahrgenommen. Ich wurde nervös als, …

3. Kritisiere das Verhalten/Ergebnisse und nicht den Menschen. Begründe dabei Deine Meinung. Aus meiner Sicht könntest Du das und das besser machen, weil es diese und jene Wirkung hätte.

4. Bleibe konstruktiv durch Empfehlungen, die lösungsorientiert und unterstützend sind. Ich empfehle Dir, beim nächsten Mal noch auf … zu achten. Vielleicht kannst Du … ausprobieren.

5. Gebe erst Feedback, wenn der Feedbacknehmer in einem aufnahmebereiten Zustand ist.

6. Geben Dein Feedback möglichst zeitnah.

7. Angemessene Größe: Überfrachte Dein Feedback nicht, sondern halten Dich an das Wesentliche.

Regeln für den Feedbacknehmer

Auch als Feedbacknehmer gibt es einiges was wir zu einer gelungenen Kommunikation beitragen können.

1. Höre aufmerksam zu, ohne den Sprecher zu unterbrechen.

2. Kläre Unklares durch Fragen.

3. Verzichte möglichst auf Rechtfertigungen.

4. Seie Dir bewusst, dass das Feedback Dir hilft, Dich zu verbessern.

5. Du hast selbst die Wahl, das Feedback und die Empfehlungen anzunehmen.

6. Bedanke Dich für das Feedback.

„Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich die Antwort meines Gegenübers gehört habe.“
Paul Watzlawick

Fallstricke des Feedbacks

Wie jede andere Form der Kommunikation gibt es auch beim Thema Feedback einige potenzielle Fallstricke. Sind sie bekannt, können wir besser darauf achten, uns in keinen selbstgebauten Fallen zu verfangen, sondern unsere Rückmeldungen wie ein Lotse klar ins gewünschte Ziel zu navigieren.

Die typischsten Fallstricke sind:

1. Das Feedback sagt weniger über den Feedbacknehmer als über die Wünsche und Bedürfnisse des Feedbackgebers aus.

Tipp: Achte als Feedbackgeber darauf, wirklich in einer neutralen Position zu bleiben. Was ist das Ziel der Aufgabe, zu der Sie Feedback geben? Was hat nur mit Ihren Vorstellungen zu tun? Ist ein anderer Weg als der Deine nicht auch zielführend?

2. Zu viel Feedback kann Wachstumsprozesse behindern.

Tipp: Achte unbedingt auf die Dosis. Es hilft dem Feedbacknehmer nicht, wenn endlos langes Feedback gegeben wird. Dann irritiert es nur und der Empfänger traut sich nichts mehr zu. Der Feedbackgeber soll keine Gedanken wie „Oh mein Gott, ich habe ja wohl alles falsch gemacht“ auslösen. Feedback soll förderlich sein. Also wohl dosiert und ausgewogen.

3. Konformitätsdruck vermeiden Feedback soll nicht die Individualität des Einzelnen beeinträchtigen. Gruppenzwang hat zwar auch nützliche Seiten, sollte aber nicht über ein gesundes Maß hinaus gehen. Auf diesen Punkt sollten professionelle Kommunikatoren besonders achten. (Besonders wichtig für Führungskräfte)

Tipp: Achte auf das Verhalten der einzelnen Gruppenmitglieder. Haben sich die besonders kreativen Köpfe schon auf Durchschnittsniveau runter geschraubt? Wird Gruppendruck gegen „Abweichler“ aufgebaut? (Besonders wichtig für Führungskräfte)

4. Falscher Zeitpunkt Nicht jeder Moment ist gleich gut für Rückmeldungen geeignet.

Tipp: Achte darauf, dass der Feedbacknehmer in einem aufnahmebereitem Zustand ist. Achte bei Dir darauf, dass Du in einem ausgeglichenen Zustand sind. Euphorische oder gestresste Zustände sind nicht geeignet.

Sandwich-Methode

Der Feedbackgeber beachtet alle oben genannten Punkte. Wichtig ist, dass nach den verbesserungswürdigen Punkten nochmals positive Aspekte genannt werden. Eine Lage positive Punkte, eine Lage negative Punkte und wieder eine Lage positive Punkte.

Wie immer ist es wichtig, dass alle angesprochenen Punkte ehrlich und aufrichtig gemeint sind. Ansonsten wird der Feedbacknehmer die positiven Aspekte nicht ernst nehmen und nur die negativen beachten. Das wäre kontraproduktiv, da dadurch die Glaubwürdigkeit des Feedbackgebers leiden würde.

Beispiel: „Bei deiner Präsentation hat mir gut gefallen, wie du das Publikum einbezogen hast, du hast Fragen gestellt, Blickkontakt gehalten und rhetorische Pausen gesetzt. Für meinen Geschmack waren es zu viele Fremdwörter, da ist die Gefahr groß, dass einige dem Vortrag nicht folgen können. Beachte bitte auch, dass du die Außenflügel des Zuschauerraums mehr berücksichtigst. Du hast die Rede sehr gut aufgebaut und hast zielstrebig die wesentlichen Punkte genannt. Mir gefällt, dass du immer gut vorbereitet bist, und ich bin zuversichtlich, dass du das nächste Mal wieder einen tollen Vortrag halten wirst.“

Heiko Alexander, NLP-Professional-Trainer & Coach